Daten, Zahlen, Fakten zur Berufsunfähigkeit
Fast jede/r Fünfte Berufstätige in Deutschland muss noch vor dem regulären Einstieg in die Altersrente aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Berufsleben aussteigen und Erwerbsminderungsrente beziehen.
Laut Statista liegt die Wahrscheinlichkeit, bis zur Altersrente berufsunfähig zu werden, zwischen 29 und 43 Prozent (je nach Alter und Geschlecht).
Darüber hinaus sind die Gründe für eine Berufsunfähigkeit sehr vielfältig. Schnell verbindet man mit dem Schlagwort „Berufsunfähigkeit“ die Tatsache, dass diesem Zustand ein schwerer Unfall vorausgegangen sein muss. Doch dies ist mitnichten so. Natürlich gehören Unfälle zu den Gründen, die zu einer Berufsunfähigkeit führen können, aber tatsächlich sind die häufigsten Ursachen andere. So stellen psychische Erkrankungen und Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates mit über 50 % die Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit dar.
Wie du siehst, sind die Ursachen vielfältig und können jede/n treffen. Und auch die Altersspanne, in der eine Berufsunfähigkeit eintreten kann, ist sehr weit gefasst. Grundsätzlich kann es in jedem Alter zu einer der oben genannten Erkrankungen oder einem Unfall kommen.
Welche gesetzliche Absicherung gibt es?
Bei gesetzlich rentenversicherten Erwerbstätigen greift in wenigen Fällen die gesetzliche Erwerbsminderungsrente – sofern du mindestens in den letzten 5 Jahren 36 Pflichtbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast. Hierbei beläuft sich die Höhe der monatlichen Rente jedoch im Besten Fall auf lediglich einem Drittel des letzten Bruttoeinkommens. Dafür darfst du dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht mehr als 3 Stunden pro Tag zur Verfügung stehen.
Selbstständige, Schüler/innen, Student/innen sowie Hausfrauen/-männer sind in der Regel nicht gesetzlich abgesichert. Hier ist eine private Absicherung umso wichtiger!
Es steht also außer Frage, dass eine zusätzliche Absicherung unabdingbar ist, damit du im Fall einer Berufsunfähigkeit deine finanziellen Verluste ausgleichen kannst.
Warum ist eine BUV nach der Haftpflicht die wichtigste Versicherung in Deutschland?
Berufsunfähigkeit kann jeden – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Beruf – treffen. Die gesetzliche Absicherung ist zu gering und es gibt keine Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Die BUV deckt existenzbedrohende Risiken ab und stellt damit neben der privaten Haftpflichtversicherung die wichtigste Versicherung Deutschlands dar.
Deine Arbeitskraft ist das Wertvollste, das du hast! Und genau aus diesem Grund solltest du sie versichern. Fällt deine Arbeitskraft weg, hast du keine Möglichkeit mehr ein Einkommen zu erwirtschaften und du erleidest hohe Einkommenseinbußen.
Die wichtigsten Leistungsbausteine einer BUV
Die Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen unterscheiden sich stark im Hinblick auf Leistungsumfang und Vertragsbedingungen. Ein Vergleich lohnt sich. Auf folgende Punkte solltest du bei der Auswahl einer geeigneten BUV besonders achten:
Sehr wichtige Leistungsbausteine
1) Abstrakte Verweisung – konkrete Verweisung
Von einer abstrakten Verweisung spricht man, wenn der Versicherte theoretisch noch einen anderen Job ausüben könnte. Dieser Job muss dabei den bisherigen Tätigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten des Versicherten sowie seiner Lebensstellung entsprechen. Unbeachtlich ist in diesem Zusammenhang, ob es insoweit tatsächlich freie Stellen für eben diesen Job gibt. Es kommt lediglich darauf an, ob der Versicherte diesen Job theoretisch ausüben könnte. Ein guter BU-Versicherer verzichtet deshalb auf diese abstrakte Verweisung.
Wenn der Versicherte nach einer Berufsunfähigkeit wieder in den Beruf zurückkehrt, liegt es nahe, dass die BUV die Rentenzahlung einstellen will – das geschieht mittels konkreter Verweisung auf den neu ausgeübten Beruf. Allerdings ist diese konkrete Verweisung nicht bei jedem Beruf zulässig – die neue Tätigkeit muss im Hinblick auf die bisherige Tätigkeit, die soziale Wertschätzung der neuen Tätigkeit, die erreichte Lebensstellung und das Einkommensniveau mit der vorherigen vergleichbar sein. Ob das der Fall ist oder nicht, ist naturgemäß häufig umstritten. Auch hier verzichtet ein guter Versicherer auf die konkrete Verweisung.
2) Nachversicherungsoption
Mit der Nachversicherungsoption kann die Höhe der Absicherung der BUV ohne eine erneute Gesundheitsprüfung angepasst werden. Dies kann zum Beispiel durch veränderte Lebensumstände nötig sein, wie Familiengründung oder im Zuge der Inflation. Ein wichtiges Tool für dich um im Laufe der Zeit deine BU-Rente nach oben zu schrauben, auch wenn du (schwer) erkrankt bist.
Wichtige Leistungsbausteine
3) Rückwirkende Zahlung
Die Rente wird mindestens drei Jahre rückwirkend gezahlt, zum Beispiel bei verspäteter Meldung. Ein guter Versicherer zahlt dir unaufgefordert rückwirkend deine BU-Rente.
4) Verzicht auf zeitliche Anerkenntnis
Der Versicherer erkennt deine Berufsunfähigkeit an, ohne nach einer gewissen Zeit erneut zu prüfen, ob diese noch vorhanden ist. Verzichtet der Versicherer nicht auf die zeitliche Anerkenntnis, musst du als Versicherte/r nach der festgesetzten Zeit erneut nachweisen, dass du (noch) berufsunfähig bist. Eine wichtige Option um sich nach Genehmigung der BU-Rente voll und ganz auf die Genesung zu konzentrieren, ohne daran denken zu müssen, das eine erneute Prüfung der BU erfolgen wird.
5) Prognosezeitraum
Der Prognosezeitraum ist die prognostizierte Zeitdauer, die die versicherte Person voraussichtlich berufsunfähig sein wird. Bei den BU-Versicherern ist festgelegt, dass diese erst zahlen, wenn die versicherte Person gemäß des festgelegten Prognosezeitraums berufsunfähig sein wird. Bei einem Zeitraum von 6 Monaten wird also die Berufsunfähigkeitsrente erst gezahlt, wenn die Berufsunfähigkeit mindestens 6 Monate andauern wird. Ideal ist ein Prognosezeitraum von 3 Monaten, 6 Monaten sind noch akzeptabel. Es gibt aber tatsächlich noch Versicherer, die einen Prognosezeitraum von mehreren Jahren haben - Finger weg von solchen Policen!
6) Beitragsdynamik
Mit einer vereinbarten Beitragsdynamik erhöht sich dein Beitrag und damit deine BU-Rente jedes Jahr automatisch um festgelegte Prozentsätze. Damit wirkt der Versicherte dem Kaufkraftverlust entgegen, der mit der Inflation einhergeht. Absolut zu empfehlen. Und wenn es dir mal zu teuer wird, kannst du der Erhöhung einfach widersprechen.
7) Ablaufalter
Das Ablaufalter ist der Zeitpunkt, zu dem die Zahlungen der BUV enden. Ein frühes Ende verspricht auch günstigere Beiträge. Es ist jedoch zu empfehlen, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung mit dem Eintritt in das Regelalter für die Altersrente endet (derzeit in der Regel 67 Jahre, bei Beamten ggf. früher), damit ein nahtloser Übergang gewährleistet ist.
Solltest du dein Leben insoweit geplant haben, dass du mit 60 Jahren geringe Ausgaben hast (abbezahltes Haus, Kinder aus dem Haus etc.) und bis dahin einiges an Geld gespart haben, dann könntest du dir überlegen, deine Absicherung nur bis zum 60. Lebensjahr abzuschließen.
Allerdings kennst du das wahrscheinlich auch: manchmal kommt alles anders als geplant….
8) Absicherung von ca. 80 % des Nettogehalts
Um die optimale Absicherungshöhe herauszufinden, solltest du deine persönliche Versorgungslücke ermitteln.
Als Faustregel empfiehlt es sich 80 % des Nettogehalts abzusichern.
Warum die BUV im nächsten Jahr teurer wird
Ab dem 01.01.2022 wird der Höchstrechnungszins von 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent abgesenkt. Das hat zur Folge, dass die Versicherer die aufgebauten Rücklagen weniger gut verzinsen können und folglich mehr Geld hierfür benötigen und somit höhere Beiträge gezahlt werden müssen.
Gesundheitsfragen und Vorerkrankungen
Vor dem Abschluss einer BUV erfassen die Versicherer mit Gesundheitsfragen deinen individuellen Gesundheitszustand. Die wahrheitsgemäße Angabe bei den Gesundheitsfragen ist sehr wichtig, da die Versicherer diese im Leistungsfall bis zu 10 Jahre rückwirkend überprüfen. Bei unwahren Angaben besteht das Risiko, den Leistungsanspruch zu verlieren.
Es gibt anzeigepflichtige Vorerkrankungen, die im Rahmen der Gesundheitsabfrage abgefragt werden und zu einer Ablehnung oder Risikoausschlüssen/-zuschlägen führen können.
Wie läuft eine anonyme Risikovoranfrage?
Wenn du von einer Berufsunfähigkeitsversicherung abgelehnt wurdest, kann es sein, dass du Schwierigkeiten bekommst, bei einem anderen Versicherer eine Police abzuschließen. Versicherer sind untereinander mit dem sogenannten Informationssystem (HIS) verbunden und können etwaige Beurteilungen anderer Versicherer einsehen. Darüber hinaus wird in jedem Antrag abgefragt, ob du bereits eine Ablehnung erhalten hast.
Wenn du dir Sorgen machst, ob du wegen eventueller Vorerkrankungen abgelehnt wirst, besteht die Möglichkeit, eine anonyme Risikovoranfrage stellen zu lassen. So kannst du im Vorfeld erfahren, ob und zu welchen Bedingungen du versichert werden würdest. Im Rahmen der Risikovoranfrage erhält der Versicherer nur Informationen, die er für die Entscheidung benötigt. Name und Anschrift werden bei der Risikovoranfrage nicht übermittelt. Somit werden deine Daten auch nicht in das HIS-System aufgenommen.
Nach der Risikovoranfrage kannst du auch verschiedene Anbieter besser vergleichen. Dies macht Sinn, da sich die Beurteilung von Vorerkrankungen, Hobbies oder weiteren Risiken von Versicherer zu Versicherer sehr stark unterscheiden.
Was passiert, wenn ich bei einer BUV abgelehnt werde?
Wenn dich ein Versicherer nur unter der Voraussetzung von Risikoausschlüssen oder -zuschlägen versichert, kannst du dir überlegen, ob die Versicherung in diesen Fällen noch einen Mehrwert für dich darstellt. Mit ausgeschlossenen Krankheiten ist die BUV natürlich nicht mehr so leistungsstark für dich.
Solltest du von dem Versicherer von vornherein abgelehnt werden oder solltest du zu dem Entschluss kommen, dass sich eine BUV mit Leistungsausschlüssen/-aufschlägen nicht für dich lohnt, dann stehen dir Alternativen zur Verfügung, die zwar nicht in Gänze mit den Leistungen der BUV vergleichbar sind, aber dennoch einen Kompromiss darstellen können:
1) Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Zahlung einer Rente, wenn du in gar keinem Beruf mehr arbeiten kannst oder nur noch teilweise
2) Grundfähigkeitsversicherung
Zahlung einer Rente bei Verlust elementarer, vorab definierter Fähigkeiten, wie Gehen, Stehen, Sehen.
3) Dread-Disease-Versicherung
Zahlung einer einmaligen Summe, wenn eine vertraglich festgelegte Krankheit diagnostiziert wird.
4) Dienstunfähigkeitsversicherung
Zusätzliche Absicherung für Beamte, die dienstunfähig werden.
5) Unfallversicherung
Abdeckung dauerhafter Behinderungen aufgrund eines Unfalls.
Abschließend lässt sich feststellen, dass du dir mit einer guten Berufsunfähigkeitsversicherung in kritischen Gesundheitsphasen deines Lebens zumindest keine finanziellen Sorgen machen brauchst.